Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

187 Ludwig verstand nicht. „Zölle und Einkünfte, ja, aber warum Macht über das Volk?“ „Weil sie überall herumposaunen, dass der König ihnen das Land geschenkt hat. Mit dem königlichen Siegel ist es legitim, und das Volk hat sich zu fügen. Später allerdings verkaufen sie dieses wieder an denselben zurück. Das bringt wiederum Geld und noch später dann wieder Land gegen Fegefeuer um der immer neuen Sünden willen. So dreht sich das Rad.“ Angewidert ver- zog Arnold das Gesicht. „Aber das werde ich Euch wohl nicht erklären müssen, Majestät!“ Bitterkeit und Verachtung schwangen in seiner Stimme mit. „Das war’s. Was werdet Ihr nun mit mir tun, Majestät?“, fragte er nach einer Pause, in der das Gesagte auf Ludwig wirken konnte. „Euch meine letzte Sünde beichten.“ Ludwigs Meinung stand fest. Arnold konnte es nicht glauben. Er hatte diesem Mann gerade all seine Schandtaten gebeichtet, und dieser verdammte ihn trotzdem nicht? Genau wie Pater Waldes spürte Ludwig seine Aufrichtigkeit und glaubte anscheinend auch an das Gute in ihm. „Aber ich dachte, dass dies doch meine letzte Beichte gewesen sei.“ „Vielleicht versteht Ihr mich, wenn ich Euch die letzte Last mei- nes Gewissens offenbare: Täglich verrate ich die eigene Nation, da mein Herz sich schon seit langem zu euch Eidgenossen hält. Ich bewundere eure einheitliche Zielgebung. Ihr lebt, als hättet ihr nur einen einzigen Leib, und ihr sucht dabei nicht euren ei- genen Willen, sondern wollt allein die Herrschaft Gottes unter euch aufrichten. Wahrhaftig, ihr seid ein einzig Volk von Brü- dern. Ihr lebt miteinander und ihr sterbt miteinander. Dem Frieden Gottes, ihm wollt ihr gehorchen. Und das muss letzt- endlich zu dem Reich des Friedens führen, das Christus uns ver- heissen hat …“ Ludwigs Stimme bebte vor Sehnsucht. „… und da will ich dabei sein!“ Ludwig kniete vor Arnold nieder. „Segnet Ihr mich jetzt?“

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=