Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

186 „Mönch!“ Ludwig blickte erstaunt und leicht empört zu ihm auf. „Bevor Ihr weiter bekennt, bestehe ich darauf, meine Sünden vor Euch bekennen zu dürfen.“ Ludwig zwinkerte ihm amüsiert zu. „Ach so, ist das die neueste Art?“ „Bitte, nehmt Euch Zeit, meine Lebensgeschichte anzuhören. Ich möchte Euch mitteilen, wer ich bin und woher ich komme, dass ich im Grunde genommen zwei Menschen bin. Ich wäre nicht besser als all die anderen heuchlerischen Priester, wenn ich Euch die Beichte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen abneh- men würde. Ich stehe genauso unter Sünde wie Ihr und fühle mich nicht würdig, Euch die Beichte abzunehmen. Hört erst meine Geschichte und entschliesst Euch dann, ob Ihr Euch mir immer noch anvertrauen wollt.“ Ludwig nickte. „Erzähl, doch ich kann dir sagen, dass mein Ent- schluss feststeht.“ Arnold begann und breitete seine gesamte Lebensgeschichte vor Ludwig aus. Er verschwieg nichts. Die Ermordung des Grossva- ters, seine Rachepläne, der Widerstand gegen die Eltern, die Knabenschaft, die Not mit Anneli und auch nicht das Blut, das an seinen Händen klebte. „Ich mag viel Schuld auf mich geladen haben, doch wenn sich da- für etwas ändert, nehme ich es in Kauf. Sämtliche Volksgerüchte, die über das Kloster kursieren, sind wahr. Dany und die Kna- benschaft haben sie in meinem Auftrag unter das Volk gebracht. Der Abt und die Priester, sie sind dem dekadenten Leben verfal- len. Alles, was sie wollen, ist Genuss, Sklaven, Gold und Macht. Als schleimige Heuchler benutzen sie die Herrscher als Steigbü- gelhalter. Der Abt folgt seinem Vorbild, dem Abt von Murbach, der 1291 dem habsburgischen König ganz Luzern samt der Be- völkerung verkauft hat. Es ist immer derselbe Ablauf: Errettung aus dem Fegefeuer um den Preis der Alpen, Häuser, Vieh und Wagen – das gibt Zölle, Einkünfte und Macht über das Volk.“

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