Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
185 soll mir die heilige Beichte abnehmen!“ Auffordernd winkte er Arnold zu sich. Über das Gesicht des Abtes huschte ein tiefer Schmerz über den Verlust eines reichen Geschäftes. Frustriert stiess er hervor: „Wie Ihr wünscht, Majestät. Wenn alle anderen in Euren Augen nichts wert sind und als unrein gel- ten, dann soll es eben so sein.“ Hoch erhobenen Hauptes schritt er aus dem Raum und führte die anderen Mönche mit sich hinaus. Bruder Robertus warf Ar- nold noch einen hasserfüllten Blick zu, bevor er die Tür hinter sich zuzog. Arnold stand bewegungslos mit gesenktem Kopf immer noch an der gleichen Stelle. Ludwig öffnete die Tür zur Basilika und ging zielstrebig auf den Beichtstuhl zu. Arnold blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Unwillig setzte er sich in Bewegung. „Majestät, ich bin viel zu jung und nicht geschickt. Ich kann Eure Beichte nicht abnehmen“, versuchte er sich aus der Situation zu retten. „Junger Mönch, ich kann sehr wohl übersehen, was ich tue. Gott schenkte mir die Gabe der Menschenkenntnis. Ich weiss, dass Ihr der Richtige seid!“ Ludwig lächelte ihn aufmunternd an. Doch Arnold schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ja, aber versteht Ihr denn nicht? Ich habe keine Ahnung!“, pro- testierte er. Ludwig fuhr ihm dazwischen: „Und ich wünschte, Ihr hörtet et- was weniger auf die falsche Bescheidenheit Eurer Jugend. Also, ich möchte vor Gott bekennen …“ In Arnold sträubte sich alles dagegen, die Sünden eines hochan- gesehenen Mannes anzuhören und zu vergeben, wo er doch selbst mit solchen überhäuft war. Er stürzte aus dem Beichtstuhl und riss den Vorhang vor Ludwig auf. „Bei allem Respekt!“
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