Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
183 Beichte Ludwigs Als Ludwig der Bayer den Vorraum der Kirche betrat, wimmel- te es überall von aufgeregt schnatternden Nonnen. Zu diesem besonderen Anlass hatten sie sich dort eingefunden, um einen Blick auf die zukünftigen Könige zu erhaschen. Eine von ihnen lief aufgescheucht umher. „An einem Tag gleich zwei Königsanwärter in unserem Haus! Was für ein Ereignis!“ Während Ludwig durch die Grüppchen der Nonnen ging, kam ihm Friedrich aus der Basilika entgegen. Er bedachte Ludwig mit einem finsteren Blick. Dieser verharrte für einen Moment er- staunt. Es scheint dich einiges gekostet zu haben, König zu werden, ging es ihm durch den Kopf. Die Oberin Sieglinde geleitete ihn in einen Raum, der neben der Basilika lag, wo ihm der Abt schon entgegenhastete. „Was für ein besonderer Tag, Majestät! Seid herzlich willkom- men! Seht!“ Der Abt schloss mit einer erlauchten Geste die Mönche ein. „Hier stehen sie alle bereit, wie Ihr gewünscht habt. Die Neugierde hat uns schon etwas getrieben herauszufin- den, was Ihr mit dieser kleinen Versammlung bezweckt.“ Der Abt kicherte. Ludwig blieb ernst. „Oh, Ihr sollt es sehen. Ich habe Euch eine Willkommensgabe mitgebracht.“ Auffordernd breitete er die Hände aus. „Aber nun folgt meinen Anweisungen und stellt Euch in eine Reihe. Öffnet den Mund und schliesst die Augen.“ Misstrauisch folgte Arnold Ludwigs Aufforderung. Ihm war das Ganze nicht geheuer. Doch blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Er stellte sich als Letzter in die Reihe und schloss die Augen.
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