Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
181 „Doch, doch, schon … aber sagt mir, wie lange werde ich büs- sen müssen?“ „Tja“, – nachdenklich griff sich der Abt ans Kinn, „also unter zehntausend Jahren wirst du da nicht wegkommen!“ Wie vom Blitz getroffen sackte sein Gegenüber in sich zusam- men. „Oh nein, was soll ich denn jetzt bloss tun?“ „Nun, wie gütig Gott wirklich ist, hat Er uns erst in jüngster Zeit zu erkennen gegeben.“ Wohlwollend nickte er dem Geständigen zu. „Er offenbarte mir aber noch letzte Nacht, welch schweres Ge- richt auf Euch liegt und Er hiess mich, Euch diesen Vertrag un- terschreiben zu lassen. Gott scheint grosses Verständnis für Euch zu haben, denn sehr gering scheint mir der Freikaufpreis zu sein. Unterschreibt und Ihr seid Eure Sorgen los!“ „Vertrag, was für einen Vertrag, heiliger Vater?“ „Nun, übertragt diesem Kloster lediglich die ganzen Weide- gründe des Ländchens Schwyz, und schon wird das Feuer über Euch erlöschen!“ Mit einem gönnerhaften Lächeln hielt er Friedrich ein Schreiben samt einer Feder entgegen. Friedrich griff nach dem Pergament. Er konnte es nicht fassen! Diese Weidegründe dem Kloster vermachen und seine unend- lich grosse Schuld war bereits gesühnt? Er studierte den Vertrag. Stimmt das auch wirklich? „Oh, heiliger Vater!“ Friedrich fiel vor dem Abt auf die Knie und fasste mit einer Hand nach dessen Umhang. „Heiliger Vater, danke, danke! Tausend Dank, gütiger Vater!“ Verlegen trat dieser einen Schritt zurück. „Ja, ja, schon gut. Un- terschreibt jetzt diesen Vertrag!“ Friedrich setzte seine Unterschrift unter das Dokument, beo- bachtet von den genauen Blicken des geistlichen Vaters. Nein, er hatte sich nicht getäuscht in der väterlichen Art des Abtes! Johann war wirklich ein guter und heiliger Mann, auch wenn
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