Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

180 „Mein lieber Friedrich. Wie freue ich mich, dass du den Weg zu uns gefunden hast. Nun wollen wir nicht länger zaudern. Setz dich, mein Sohn, und erleichtere dein Gewissen, auf dass Gott dir Gnade gebe!“ Väterlich ruhten seine Augen auf dem Fürsten. Er hatte von An- fang an bemerkt, wie sein Gast sich unter der Last des Beicht- gangs wand. „Mein Sohn, verschweige mir nichts! Was bedrückt deine Seele? Du siehst aus, als hättest du die Last eines Judas zu tragen.“ Friedrich hatte seinen Hut aus Ehrerbietung abgenommen und drehte ihn nun nervös in seinen Händen. „Also … es geht um meinen königlichen Bruder …“ „Ja, sprich weiter, fürchte dich nicht.“ Der Abt beugte sich vor. Sein goldbestickter Umhang wurde am Hals von einer Brosche mit dem Bildnis der Maria zusammengehalten. Auch sein Unter- kleid war mit Goldfäden bestickt und bedeckte seinen wohlge- nährten Körper. Gespannt schaute er dem vor ihm sitzenden Fürsten ins Gesicht. Auf dessen Stirne bildeten sich Schweiss- tropfen. „Es wird dir nachher bestimmt wohler sein, mein Sohn, verschweige mir nichts! Ich sehe doch, dass deine Seele in gros- sen Qualen liegt! Was ist mit deinem Bruder?“ „Ja, also, es geht um meinen … es geht um meinen königlichen Bruder, und er würde mich … würde mich auf der Stelle hin- richten lassen, wenn er wüsste … wenn er wüsste, was ich heute hier beichten werde …“ Die Augen des Abtes wurden immer grösser, während Friedrich das Ungeheuerliche bekannte. Das Klosteroberhaupt spitzte sei- nen Mund und zog hin und wieder scharf die Luft ein. Friedrich sass nach der Beichte mit gesenktem Kopf da. Abt Johann hob mit seinem Finger das Kinn des Grafen: „Mein Sohn, was sagst du da? Bist du dir bewusst, was das zu bedeuten hat? Fürchtest du nicht das … das fegende Feuer?“

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