Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
179 Jetzt ist nicht der Zeitpunkt . Arnold versuchte, sich zu beruhigen. Bald würde er seine Rache bekommen. Mit Mühe gelang es ihm, seine kühle, unbeteiligte Miene aufzusetzen und vor dem Abt demütig das Haupt zu senken. Abt Johann begrüsste die Mönche nicht, sondern faltete nur die Hände über dem Bauch und musterte seine Abgeordneten ein- gehend. Schliesslich schien er zufrieden. „Fürst Friedrich ist bereits eingetroffen, er wird in wenigen Au- genblicken in mein Beichtzimmer gebracht. Bis ich wiederkomme, wartet ihr hier.“ Mit diesen Worten zog sich der Abt zurück. Beichte Friedrichs Die Priorin geleitete Friedrich den Schönen zum Abthaus. Staunend liess der Fürst seinen Blick im prunkvollen Eingangs- bereich umherschweifen. Der Abt schien wirklich nicht arm zu sein. Vor der massiven, mit groben Schnitzereien versehenen Türe des Beichtzimmers blieb die Nonne stehen und klopfte. „Abt Johann, Euer Besuch, Friedrich der Schöne, ist hier!“ Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich und liess die beiden Männer in dem kleinen Raum alleine. Vor dem Kreuzfenster stand ein grosses Kruzifix auf einem Tisch. Fünf Kerzen erhellten den Raum und leuchteten dessen kleine Erker aus. Friedrich bemerkte mit Unbehagen, dass in der Mitte des Zimmers zwei hohe Beichtstühle einander direkt gegenüberstanden. Auf diese Weise war er gezwungen, dem Abt direkt ins Gesicht zu sehen. Dies hätte er lieber vermieden. Tausend Talente Gold würde er geben, wenn er diesem Gang zur Beichte noch ausweichen könnte. Der Abt trat mit einem wohlwollenden Lächeln auf ihn zu und umfasste die ausgestreckte Hand Friedrichs mit beiden Händen. Teure Goldringe zierten seine feingliedrigen Finger.
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