Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

178 der Kirche. Die anderen Mönche waren schon versammelt und warteten. Noldi gesellte sich zu der Gruppe. Sogleich fixierte Bruder Robertus ihn mit seinem feindseligen Blick. „Na, Bruder Arnold, wie fühlt es sich an, einem zukünftigen König gegenüberzutreten?“ Arnold wusste, dass Robertus, wie üblich, auf seine Abstam- mung anspielte. Den Aufstieg des einfachen Bauernjungen hatte er seit ihrer gemeinsamen Novizenzeit immer noch nicht ver- wunden. „Es erfüllt mich mit Demut und Ehre, was dir vielleicht auch gut anstünde, Bruder“, gab Arnold herausfordernd zurück. Ein Grinsen huschte über das Gesicht der Mitbrüder. Sie hatten Robertus schon den ganzen Morgen ertragen müssen, der mit geschwellter Brust das Kloster durchschritten hatte. Robertus Gesicht verzog sich zu einem gehässigen Grinsen, als er zu einer Erwiderung ansetzte, doch in diesem Moment betrat der Abt feierlich die Basilika, was Arnold weitere Sticheleien ersparte. Der Abt war ein Mann von grosser, wohlgenährter Statur. Sein Körper zeigte die Spuren eines ausschweifenden Lebens. Seine Augen blickten wässrig und träge um sich. Die Hände waren mit je fünf Ringen behangen, alle mit den unterschiedlichsten Edel- steinen geschmückt. Hier blinkte ein Rubin und dort ein Sma- ragd. Die goldenen Gewänder spannten sich um seinen Bauch, über den seine Hände immer wieder gedankenverloren fuhren, wohlwollend seine funkelnden Ringe betrachtend. Stolzen Schrittes kam er auf die Mönche zu. Zwei Lakaien folgten ihm. In Arnold stieg der Zorn auf, und er wusste nicht, wie er es schaffen sollte, in Anwesenheit dieses Mannes ruhig zu bleiben. Krampfhaft versuchte er die Vorstellungen von Anneli im Turm, abgemagert und mit dem Tod kämpfend, zu verdrängen. Auch die Folter an den Waldensern stieg wieder vor seinen Augen auf. Er würgte die bittere Galle, die ihm in den Mund stieg, hinunter.

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