Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

174 auf Friedrich aufzupassen. Wenn du es nicht tust, wird es nicht nur meine, sondern auch deine Krone kosten. – Haben wir uns verstanden?“ Ludwig blieb abrupt stehen: „Traust du mir zu, dass ich deinem Sinn gemäss darüber wachen kann?“ „Aber sicher doch, mein Lieber. Ich traue dir noch viel mehr zu. Ich will mit offenen Karten spielen. Sobald wir das ganze Land unter Kontrolle haben und all die noch eidgenössischen Teilstü- cke zu einem habsburgischen Reich vereinigt haben, verspreche ich dir die Hälfte der Krone, wenn du es schaffst, Friedrich aus unserem derzeit nötigen Bündnis wieder auszuladen …“ Leopold machte bei diesen Worten eine Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege von einem Teller verscheuchen. Ludwigs Stimme nahm nun einen empörten Tonfall an: „Aber er ist doch Euer leiblicher Bruder – wie könnt ich ihn da verraten?“ „Verrat, Verrat … Das Leben ist voller Verrat.“ Der Ärger und die Nervosität klangen deutlich in der Stimme des Königs durch. „Die Frage ist immer nur, wer zuerst zuschlägt. Eines garantier ich dir: Friedrich wird zuschlagen, sobald sein Thron gefestigt ist.“ Gespannt hing Viktoria an Ludwigs Lippen. Die ganze Zeit war sie um die beiden herumgeschlichen, um keinesfalls etwas zu verpassen. Ihr Gemahl fasste Ludwig behutsam beim Aufschlag seines Leib- rocks und näherte sich mit seinem Gesicht dem des Bayern, bis sich die Nasenspitzen fast berührten. Leopold dämpfte die Stimme. Beschwörend presste er seine Worte zwischen breit gezogenen Lippen hervor: „Ich rate dir, sobald wir es geschafft haben, Friedrich in einen Streit zu verwickeln und ihn dann, um seiner Ländergier willen, unter vier Augen …“ Sein Gegenüber verstand die sägende Bewegung sehr genau, die Leopold waagrecht mit der flachen Hand vor seiner Kehle vollzog.

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