Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

166 mit den Talern reckten sich den Mönchen entgegen. Begütigend nahmen sie das Geld und hielten den Sündern ein Holzkreuz hin, das sie küssen sollten. Arnold verschränkte angewidert die Arme. Diese Kuttenträger handelten mit den Sünden der Menschen wie mit Vieh. Ein Ta- ler war für die Bauern viel Geld. Doch wie konnte man ihnen erklären, dass die Ablässe ihr Pergament nicht wert waren? Am liebsten hätte Arnold die Ordensbrüder mitsamt ihren dre- ckigen Geschäften zum Teufel gejagt! Seine Hände verkrampften sich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Schauplatz schnell zu verlassen, denn er fürchtete, ansonsten seine Beherrschung zu verlieren. Doch plötzlich brach ein Geschrei los. Durch die Menge wurden zwei Frauen geschoben. Ihre Hände waren auf den Rücken ge- fesselt, ihre Hälse in Hexengabeln eingeklemmt. Mönche stiessen sie vor sich her und riefen: „Das sind Hexen! Zur Seite! Das sind Hexen!“ Die Kleider der Frauen waren zerrissen und blutverschmiert. Das Haar der einen war schändlich geschoren. Sie hatte eine Platzwunde oberhalb des Ohres, und bei jedem Schritt gaben ihre Knie nach. Das blonde Haar ihrer Leidensgefährtin starrte vor Schmutz; blutverschmiert klebte es an den aufgeplatzten Wun- den, die die Halsgeige verursacht hatte. Die zerfetzten Über- bleibsel ihres Haarschmuckes liessen erkennen, dass es sich um zwei einst begüterte Frauen handeln musste. Arnold ballte die Hände zu Fäusten. Er schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Die eine Angeklagte bäumte sich unter der Hexengabel auf und schrie verzweifelt: „Das stimmt nicht! Sie wollen nur Kopfgeld kassieren!“ „Ich bin keine Hexe!“, fiel die andere Frau mit ein. „Er will nur mein Geld, weil ich wohlhabend bin.“

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