Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
165 Der Schmied hob grüssend die Hand. „Womit kann ich dir die- nen, Bruder?“ „Der Armarius schickt mich. Er bräuchte wohl neues Eisenvitriol und sagte, Ihr hättet es vorrätig.“ „Dein Herr hat Glück.“ Der Schmied liess sich das Säckchen reichen und schickte damit seinen Gehilfen in eine hintere Kammer. Nach kurzer Zeit kehrte dieser mit dem prall gefüllten Beutel zurück. Er überreichte ihn Arnold, und der Schmied nahm freudig seine Münzen entgegen. „Möge dein Tag gesegnet sein, Bruder!“ Er deutete eine Ver- beugung an und liess hastig das Geld in einen Beutel unter sei- nem Leibrock gleiten. Arnold knotete das Säckchen mit dem Eisenvitriol an seinen Gürtel und ging zum Marktplatz. Er wollte die Zeit seiner Frei- heit nutzen und sich ein Bild von der Stimmung des Volkes ma- chen. Er überquerte die Brücke, die zum Dorfplatz führte, und war überrascht, so viele Menschen anzutreffen. Immerhin war weder Markttag noch das Wetter besonders einladend. Schwere Wolken waren aufgezogen und verdunkelten den Himmel. Die ersten Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Doch das Volk drängte sich in einer dichten Menschenmenge zusammen. Arnold ging näher und erblickte drei Mönche, die hinter einem Tisch standen. Vor sich hatten sie Pergamente ausgebreitet und schröpften die Menge mit Ablassverkäufen. Trotz beissender Kälte und einsetzendem Schneegestöber buhlte das Volk um sein Seelenheil. „Einen Taler für den Ablass!“, sagte soeben ein Mönch, reichte einer Frau ein zusammengebundenes Pergament und streckte fordernd die Hand aus. Die Frau sank dankbar auf die Knie und küsste stürmisch die Füsse des Kirchenmannes. Schon rückten weitere Bauern nach. Sie alle drängten sich auf den Knien um den Tisch. Die Hände
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