Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

162 sche auf Pferde beschränkt gewesen. Hier hatte er schon früh lernen müssen, dass Mönche einen unzählbar grösseren Vorrat an beidem besassen. Inzwischen war aus ihm ein kräftiger, junger Mann geworden. Sein Gesicht hatte alle kindliche Weichheit verloren, und in sei- nen Augen stand ein entschlossener Ausdruck. Er trug sein braunes Haar immer noch bis auf die Schultern, und wäre da nicht die Mönchskutte gewesen, hätte sich sicher manches Mäd- chen im Dorf um seine Aufmerksamkeit bemüht. Doch auch nach all der Zeit hatte er die Hoffnung, Anneli eines Tages in die Arme schliessen zu können, nicht aufgegeben. Allmählich erwachte der Saal zu reger Geschäftigkeit. Arnold erhob sich, legte sein Obergewand an und flüchtete nach draussen. Dort blieb er stehen und atmete tief die frische Luft ein. Er sehnte sich nach Taten. Zu lange hatte er sich auf seine Studien beschränkt. Eine Hand legte sich ihm auf die Schulter. Arnold zuckte zu- sammen. Pater Waldes war hinter ihn getreten und sagte nun: „Ich würde nach dem Gebet gerne ein paar Worte mit dir reden.“ „Ja, Vater.“ „Ich mache mir Sorgen, Arnold. Ich spüre, wie du immer rastlo- ser wirst. Deine Seele gibt sich nicht mit dem zufrieden, was ich dich lehre. So gerne würde ich mehr für dich tun können.“ Er liess seine Hand von Arnolds Schulter gleiten, schüttelte betrübt den Kopf und wanderte gedankenverloren zur Kirche. Langsam folgte Arnold seinem Pater. Ein schlechtes Gewissen gegenüber Waldes plagte ihn. So gerne hätte er ihn glücklich ge- macht, aber stattdessen bereitete er ihm nur Kummer. Er konnte seine Weisheiten und Ratschläge nicht umsetzen. Waldes lehrte ihn, auf Gottes Frieden zu achten und Ihn handeln zu lassen. Immer warten alle nur! Und auf welchen Gott denn? Ich kann an keinen Gott mehr glauben.

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