Erziehe mit Vision! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
76 9. Asketische Erziehung? Sage ich mit alledem, wir sollten unsere Kinder wie Asketen aufziehen und ihnen z.B. jegliche Gaumenfreude stur vorent- halten, jeglichen Kontakt zu Ungläubigen oder Andersgläu- bigen untersagen? Nein, keineswegs! Grundsätzlich sind wir allem und jedem gegenüber frei – aber aufbauen muss es; Leben muss es wirken! Alles, was das wahrhafte Leben in uns nicht aufbaut, was soll es denn eigentlich? Weg damit, es tötet ja nur! Wir gönnen sowohl uns als auch unseren Kindern alles, was Gott uns Leckeres zum Verzehr gegeben hat. Wir laden sie herzlich gerne ab und zu zu einem Festessen ein, geniessen mit ihnen Kaffee und Kuchen, ein Eis oder was auch immer. Wir sind auch nicht gegen den natürlichen ehelichen Verkehr oder gegen irgendwelchen Alkoholgenuss, wie könnten wir auch, solange ein Zehntengebot wie z. B. in 5. Mo. 14,26 1 existiert. Doch all dies hat seine festgesetzten Zeiten, sein Mass und seinen geistgemässen Rahmen. Was Gott zu keiner Zeit duldet, sind fleischliche Leidenschaften (Gal. 5,24) 2 . Auf allen Gebieten sind die Zeiten und die Grenzen Gottes den unsrigen übergeordnet. Wohl dem, der auf eigene Ansprüche und Triebe stets so lange verzichtet, bis die Zeitpunkte Gottes da sind. Glückselig, der dann auch das rechte Mass findet, das ihm erlaubt, aus jedem Genuss des Zeitlichen auch gleichzeitig eine Erbauung des inneren 1 „Und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und Schafe, für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht! Und iss dort vor dem Herrn, deinem Gott, und freue dich, du und dein Haus!“ 2 „Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leiden- schaften und Begierden gekreuzigt.“ Leidenschaft meint: unkontrollierbare intensive, für oder gegen etwas auftretende Gefühlsregung, Sucht.
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